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Soñar y nada más von Alfredo de Angelis


Orchester Alfredo de Angelis
Vok: Carlos Dante, Julio Martel
T: 3:02, BPM: 72

Musik: Francisco Canaro, Tangokaiser, Orchesterleiter, Tango-Unternehmer

Text: Ivo Pelay (1893-1959, Autor, Theaterdirektor)

Aufnahmen: Aníbal Troilo (1943/Francisco Fiorentino, Alberto Marino),

Franciso Canaro (1943, Carlos Roldán/Eduardo Adrián),

Alfredo De Angelis (1944, Carlos Dante/Julio Martel),

Orquesta Típica de Angelis (2020)

Obwohl Soñar y nada más sicher zu den schönsten Valses zählt, überzeugen Tanzende nur diese vier Einspielungen – es gibt jedoch dutzende wunderschöne, im Stile Gardels nur von Gitarre begleitete Interpretationen.

 

Alfredo de Angelis - Carlos Dante Julio Martel - 1944

 

Anibal Troilo - 1943 - Fiorentino y Marino

 

Francisco Canaro - 1943 - Carlos Roldán/Eduardo Adrián

 

 

 

Hintergrund

Neben Straßenmusikern, Leierkästen (‚El Organito‘), die durch die Straßen gezogen wurden, Schellacks und seit Ende der 20er-Jahre dem Radio trug seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts auch das Geschehen auf den Bühnen der Stadt dazu bei, dass sich Tango zur Nationalkultur Argentiniens entwickelte.

Wichtige Tangotexter wie z.B. Enrique Santos Discépolo oder Ivo Pelay entstammten der Welt des Theaters. Beliebt waren damals Komödien, revueartige Aufführungen, vor allem aber die auf spanische Wurzeln zurückgehenden Sainetes criollos, satirische, komödiantische und mit vielen musikalischen Elementen durchsetzte Einakter, die Typen und Szenen aus dem Volk meist übertrieben darstellten.

Spätestens nachdem 1918 das Sainete Los dientes del perro auch deswegen zum Publikumsrenner wurde, weil Gardels Vorjahreshit Mi noche triste in das revuehafte Bühnengeschehen mit aufgenommen wurde, waren Tangos fester Bestandteil von Revuen und Sainetes und erlebten dort regelmäßig ihre Premieren. Oft genug bastelten Autoren als frühe Form von Cross-Merchandizing aus den kleinen Geschichten erfolgreicher Tangotitel anschließend ein neues Theater-Stück für die Bühne.

 

Die Entstehehung

 

Und auch Soñar y nada más wurde 1943 als Teil einer Revue dem Publikum präsentiert. Buenos Aires de ayer y de hoy, eine von Canaros zahlreichen, sehr erfolgreichen Bühnenproduktionen, erlebte im Theater Presidente Alvear über 600 Aufführungen. Francisco Canaro – auch genannt El Kaiser, weil er alles zu Geld machte, was mit Tango zu tun hatte – komponierte die Musik, Texter war Ivo Pelay, sein langjähriger Freund, zeitweise Direktor des Teatro Nacional und Autor von über 200 Komödien und Sainetes. Man darf sich von den fröhlichen Melodien von Soñar y nada más nicht täuschen lassen. Nur im Traum erfüllen sich Wünsche, also träum weiter, das Aufwachen wird ernüchternd sein.

 




Höranleitung


De Angelis geht es mit flotten 72 statt gemütlichen 63 Schlägen pro Minute schneller an als Komponist Canaro. Vom ersten Takt an treiben im Intro in schnellen Achteln unisono spielende Bandoneons Tanzende übers Parkett, während sich darüber die Geigen sofort in die für De Angelis so typischen himmelhohen Lagen trillern. Durchgehend betont ein kräftiger Bass die Eins des Dreivierteltaktes. Die Strophe (0:12-0:44), zunächst instrumental gespielt, wirkt mit von den Bandoneons abwechselnd legato und stakkato phrasierten Abschnitten mit vielen Halb- und Viertelnoten ruhiger und steht somit in Kontrast zu Intro und Refrain. Ab 1:13 übernimmt das legendäre Sänger-Duo Dante/Martel. Die beiden intonieren zunächst im Wechsel die ruhigere Strophe, Bandoneon- und Geigentutti aus dem De Angelis-Baukasten fügen sich hier schlüssig und harmonisch ein.

Was nun folgt, zählt sicher zu den schönsten musikalischen Momenten der an schönen Momenten reichen Tangomusik: Die Textzeile Soñar y nada más dominiert den von lebhaften Achteln geprägten Refrain (ab 1:43), der aus einem wunderschönen, leichtfüßigen Frage-Antwort-Spiel besteht. Zunächst antworten Bandoneonphrasen, dann festliche, fast jauchzende Geigenmotive kommentierend und variierend den Stimmen, ab 1:58 übernimmt Dante mit seinem sich in immer höhere Lagen schraubenden Tenor die Rolle des Antwortenden und führt seine Stimme zwischen und über den warmen Bariton Martels, während die Geigen ein dezentes, rhythmisch verspieltes Pizzicato darunterlegen. Das ist Gänsehaut pur. Nach so viel Energie, großen Melodien und dick aufgetragenen Emotionen leistet sich dieser Vals ein über 30 Sekunden andauerndes, schmalztriefendes Outro.

Soñar y nada más

No despiertes si sueñas amores
Niña hermosa,
que amar es soñar!


Despertar es quebrar ilusiones
Y hallar entre sombras
la amarga verdad,

 

Einfach nur träumen

(Träumen und mehr nicht)

Wach' nicht auf, wenn Du von der Liebe träumst,
schönes Mädchen,
denn Lieben ist Träumen...


Mit dem Aufwachen platzen llusionen,
zwischen den Schatten
erscheint die bittere Wahrheit 

No despiertes si vives soñando
Si en tu mente hay
torrentes de sol,


Si en tus sueños enciendes suspiros
Que te cercan y acallan tu voz.

Wach' nicht auf, wenn Du träumend lebst
und dein Bewußtsein von
Sonnenschein durchflutet wird;

wenn du in deinen Träumen Jauchzer entzündest,
die dich umhüllen und deine Stimme verstummt lassen.

Soñar y nada mas
Con mundos de ilusión,
Soñar y nada mas
Con un querer arrobador,

Soñar que tuyo es el
Y vive para ti,
Soñar siempre soñar
Que dicen que el amor
Es triste despertar...

Einfach nur träumen,
von einer Welt voller Illusionen...
Einfach nur träumen,
von einer entzückenden Liebe...


Träumen, dass er dein ist
und nur für dich lebt!...
Träumen, immer träumen,
dass sie sagen, dass es traurig ist,
in der Liebe aufgeweckt zu werden.

Soñar y nada mas
Con noches de inquietud,
Que misteriosas van
Cantando amor y beatitud,


Volaran las estrellas
De divinos resplandores,
Y en esa eternidad
Vivir un ideal
Soñar y nada mas!

Einfach nur träumen,
von unruhigen Nächten, geheimnisvoll, von Liebe und
Glückseligkeit singend.


Zu den Sternen
des himmlischen Glanzes fliegen
und in dieser Ewigkeit
ein Ideal leben...
Einfach nur träumen!..

.

No despiertes
si sueñas quereres,
que sin duda
soñar es vivir...

Mientras tu alma
vislumbre ternuras,
verás,
niña hermosa,
que el mundo es feliz.


Despertar es
matar esperanzas y
enfrentar a la
cruel realidad...


Es por eso que
quiero que sueñes,
que soñando
jamás llorarás.

Wach' nicht auf,
wenn du von der Liebe träumst,
denn zweifellos,
Träumen ist leben...


Während Deine Seele Zärtlichkeiten erhascht,
wirst Du sehen,
schönes Mädchen,
dass die Welt glücklich ist.

Mit dem Aufwachen
sterben deine Hoffnungen
und du wirst mit der grausamen Realität konfrontiert...

Deshalb möchte ich,
dass du träumst,
dass du, träumend,
niemals weinen wirst.