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Tracing Tangueros – Argentine Tango Instrumental Music

von Kacey Link und Kristin Wendland

(aktualisiert 2022)


Was ist Tango Argentino? Intelligent, eloquent und konsequent beantworten die beiden tangobegeisterten Amerikanerinnen Kacey Link, Pianistin und Musikwissenschaftlerin, sowie Kristin Wendland, Dozentin für Musikwissenschaften, diese Frage in ihrem 2016 auf Englisch erschienen Buch „Tracing Tangueros – Argentine Tango – Instrumental Music“.

„Tracing“ steht für Nachzeichnen. Und dies gelingt mit sehr feinem Strich.

Auf über 300 engbedruckten Seiten entsteht ein detailreiches, spannendes Bild davon, was das Besondere des instrumentalen Tango Argentino ist. Die Autorinnen haben ganze Arbeit geleistet.

Davon zeugen nicht nur der intelligente Aufbau und die präzise und trotzdem locker formulierte Sprache, sondern auch das sehr umfangreiche Literaturverzeichnis und der wissenschaftliche Fußnotenapparat.


Einführend erhält der Leser einen knappen, fachkundig formulierten Überblick über die Geschichte sowie die drei Dimensionen des Phänomens Tango: Tanz, Musik und Poesie. Die Musik wiederrum spaltete sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum einen in Tango, Vals und Milonga, zum anderen in Tanzmusik und konzertante Musik auf.

Der erste Teil des Buches stellt dann anhand gängiger Epocheneinteilungen wie Guardia Vieja, Guardia Nueva oder Epoqua de oro wesentliche Elemente der instrumentalen Musik vor.

Hierzu zählen die Instrumente und ihre Funktion, Rhythmik und Metrik, Melodik und Harmonik, aber auch die für Tangomusik so wichtige Art der Darbietung ist Thema.

Der Leser erhält dabei einen profunden Einblick in für den Tango konstituierende Konstruktionsprinzipien, lernt typische rhythmische Muster kenn und wird über die Rollen der einzelnen Instrumente innerhalb des Orchesters oder Formen der Melodieführung informiert.


Im Zentrum des zweiten Teils stehen Analysen von Orchestern, die den instrumentalen Tango in ihrer Zeit wegweisend prägten, wie z. B. Julio de Caro in den 20er-Jahren, Anibal Troilo und Osvaldo Pugliese in den 40er-Jahren oder Horacio Salgan und Astor Piazzolla in den 50er-Jahren. Die Auseinandersetzung mit drei zeitgenössische Orchestern rundet diese Zusammenstellung ab. Ausgehend von einem knackig und genau formulierten biografischen Überblick zeigen die Kapitel präzise und musikwissenschaftlich fundiert Besonderheiten in Komposition, Melodieführung, Rhythmik, Arrangement und Einsatz der Instrumente. Diese Darstellungen sind für den Leser nicht nur wegen der klaren Sprache gut nachvollziehbar, sondern auch, weil die Autorinnen ihre Analysen jeweils auf eine eingeschränkte, begründete  Auswahl an Titeln aufbauen und die entsprechenden Audio-Beispiele über die zum Buch gehörenden Website leicht nachgehört werden können. Eine noch intensivere Form der Auseinandersetzung bieten zum Abschluss dieser Kapitel spezifische Detailanalysen eines ausgewählten Tangos, die von weiteren Online-Materialien begleitet sind. Hierzu zählen z.B. Höranleitungen, die, aufgeschlüsselt nach Takten, die musikalischen Besonderheiten herausstellen.

In ihrem Buch „Tracing Tangueros“ skizzieren die Autorinnen also zunächst die Landschaft der Tangokultur, um sich dann mit immer feinerem Stift über mehrere Ebenen bis in feinste Details vorzuarbeiten. Die Lektüre ist daher in jedem Fall für Experten ein anspruchsvoller Genuss, die einführenden Abschnitte führen aber auch diejenigen Leser, die sich bisher nicht mit der Geschichte und den Besonderheiten der Tangoorchester beschäftigt haben, überzeugend an dieses Thema heran.